Wie geht es weiter im Niendorfer Gehege? – hier: Mutzenbecher Villa, Bondenwald 110a

Sachverhalt

„Tief im Wald ließ sich Hermann Franz Matthias Mutzenbecher (1855-1932), Generaldirektor und Gründer u.a. der Albingia Versicherung, der Hamburg-Mannheimer und anderer Versicherungskonzerne, im Jahre 1900 ein Landhaus errichten, das er von 1902 vermutlich bis kurz vor seinem Tod mit seiner Familie bewohnte.“ (Ausarbeitung der Bezirksverwaltung 2010). Nach dem Krieg (1955) wurde sein Besitz von der FHH erworben und – soweit Mutzenbecher dieses vorher nicht schon selbst getan hatte – der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Das alte Herrenhaus wurde in mehrere Mietpartien aufgeteilt und fortan von der SAGA verwaltet. Dieses – sowie weitere im städtischen Besitz befindliche Gebäude im Niendorfer Gehege – wurden in den folgenden Jahrzehnten stark vernachlässigt.

Im Jahr 2007 wurde das Gebäude als ein „zeittypischer Bestandteil der villenähnlichen Bebauung um das Niendorfer Gehege“ unter Denkmalschutz gestellt.

In der Ausarbeitung der Bezirksverwaltung von 2010 zum Niendorfer Gehege wird ausgeführt, dass das Haus einen schlechten und verlassenen Eindruck macht. Es sei dringend sanierungsbedürftig und bis auf eine kleine Wohnung im Erdgeschoss unbewohnt. Die Sanierungskosten wurden 2003 auf über 650.000 Euro geschätzt; andere Schätzungen belaufen sich – je nach Umfang der Sanierung – auf zwischen 500.000 bis 1.000.000 Euro.

Das Gebäude liegt ca. 250 m entfernt von der Straße Bondenwald und wird über einen unbefestigten Waldweg erschlossen. (alle Angaben aus der Ausarbeitung der Bezirksverwaltung 2010).

Bezüglich der Nutzung hat es in den letzten 20 Jahren verschiedene Ankündigungen und Vorstöße gegeben; konkrete Vorstellungen in den örtlichen Gremien erfolgten nicht.

2009/2010 gab es Überlegungen die Villa der SDW zur Nutzung durch Waldpädagogik anzutragen, was diese aber ablehnte.

Wie die Verwaltung ausführte, liegt das Gebäude Bondenwald 110a in einer als Wald ausgewiesenen Fläche. „Diese planrechtliche Ausweisung und die damit einhergehenden Vorgaben sind bei jeder zukünftigen Nutzung des Gebäudes zwingend zu berücksichtigen.“ (vgl. u.a. Anfrage der GAL-Fraktion vom 26. Januar 2012 – Villa Niendorfer Gehege Bondenwald 110a).

Im November 2010 einigten sich Verwaltung und VertreterInnen aller in der Bezirksversammlung Eimsbüttel vertretenen Fraktionen bzgl. der Mutzenbecher-Villa in einem Workshop auf folgendes Ergebnis: „Für eine Erhaltung des Hauses muss ein Träger gefunden werden, der eine waldnahe und naturverträgliche Nutzung gewährleistet, sollte dies nicht der Fall sein, kann das Haus zukünftig nicht mehr genutzt werden. Für diesen Fall sollte der Abbruch des Gebäudes erfolgen.“

Bei einem zweiten Workshop im Dezember 2010 wurde mit den Gehege-Akteuren über die unterschiedlichen Punkte im Gehege diskutiert. Nachfolgend gaben die Umweltschutz- und Jugendverbände Stellungnahmen zu dem Gehege-Konzept ab.

Das Arbeitsergebnis zur Mutzenbecher-Villa wurde dabei von allen Akteuren unterstützt.

Das im Workshop 2010 mit Verwaltung und Politik zur Mutzenbecher-Villa erarbeitete Ergebnis wurde in der Drucksache 1809/XVIII „Wie geht es weiter im Niendorfer Gehege“ aufgegriffen. Hier heißt es unter Punkt 8.

„Der Vorsitzende der BV wird gebeten, die Finanzbehörde, Liegenschaften, zu ersuchen:

a. Für die Erhaltung des Gebäudes müsste ein Träger gefunden werden, der eine waldnahe und naturverträgliche Nutzung gewährleistet. Zudem müsste die Finanzierung der streichen: hohen Sanierungskosten vorab geklärt werden. Sollte dies im Jahr 2011 nicht realisierbar sein, wäre das Gebäude aus Sicht der Bezirksversammlung abzubrechen und die Fläche wären zu entsiegeln und wieder aufzuforsten.

b. Mit dem jetzigen letzten verbliebenen Mieter ist eine einvernehmliche Lösung zu finden, Neuvermietungen zu Wohn- und Geschäftszwecken sind unzulässig.“

Der Hauptausschuss der Bezirksversammlung Eimsbüttel beschloss in seiner Sitzung am 10.02.2011 die Drucksache 1809/XVIII.

Am 9. Mai 2011 bestätigte der neue Regionalausschuss Lokstedt; am 26. Mai die neue Bezirksversammlung Eimsbüttel den Beschluss.

Auf einer Veranstaltung am 21. Juni 2011 wurden alle Akteure von der Verwaltung über die Umsetzung des Antrages: „Wie geht’s weiter im Niendorfer Gehege?“ informiert. Am 12. September 2011 wurde einstimmig beschlossen, das Thema „Niendorfer Gehege“ und die Umsetzung aller Punkte des Gehege-Konzeptes zu einem ständigen Tagesordnungspunkt im Regionalausschuss Lokstedt zu machen.

Seitdem erfolgten zu diversen Punkten Mitteilungen im öffentlichen und nicht-öffentlichen Teil – zur Mutzenbecher-Villa gab es bislang keine Neuigkeiten.

Ausgelöst durch Aktivitäten des Denkmalschutzamtes und Presseberichte über die Mutzenbecher-Villa scheint es nunmehr neue Interessenten für die Nutzung des Gebäudes zu geben. Im April 2012 soll ein Treffen stattfinden, bei dem die beteiligten Behörden (Denkmalschutz, BWVI, FB und Bezirksamt) über die Zukunft der Mutzenbecher-Villa sprechen wollen.

Am 29. März 2012 hat die BV zudem beschlossen, noch vor der Sommerpause eine weitere Veranstaltung mit allen Akteuren durchzuführen, bei der Akteure über alle aktuellen Sachstände und Maßnahmen informiert werden.

Beschlussvorschlag

Vor diesem Hintergrund möge die Bezirksversammlung Eimsbüttel in Ergänzung zum BVBeschluss – Drucksache 1809/XVIII; hier Punkt 8. – beschließen:

1. Die Bezirksversammlung Eimsbüttel spricht sich grundsätzlich für einen Erhalt des Gebäudes Bondenwald 110a aus. Dazu müsste ein Träger gefunden werden, der eine waldnahe und naturverträgliche Nutzung gewährleistet. Die planrechtlichen Vorgaben sind dabei zu berücksichtigen.

2. Die Verwaltung wird aufgefordert, der Bezirksversammlung über die Ergebnisse des für April 2012 vorgesehenen Behörden-Treffens zur Mutzenbecher-Villa zeitnah zu berichten.

3. Da angekündigt wurde, dass es mehrere Nutzungsinteressenten gäbe, sollte ein Abriss – wie in der Drucksache 1809/XVIII nach Ablauf des Jahres 2011 vorgeschlagen – derzeit nicht erfolgen und verfolgt werden.

4. Die Finanzbehörde wird daher aufgefordert, über vorliegende Nutzungskonzepte im Regionalausschuss Lokstedt zu berichten. Die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit und Kultur sind zu dieser Sitzung einzuladen.

5. Auf der ausstehenden Informationsveranstaltung vor der Sommerpause soll mit den Gehege- Akteuren bzgl. der Mutzenbecher-Villa über den derzeitigen Sachstand und mögliche Nutzungskonzepte diskutiert werden.

Marc Schemmel und SPD-Fraktion

Simone Henze-Orlikowski und GAL-Fraktion

Rüdiger Kuhn und CDU-Fraktion