Viele Dinge, die für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wichtig sind, sind momentan nur sehr eingeschränkt möglich. Es fehlen der persönliche Kontakt zu Freunden, das Treffen mit Gleichaltrigen, die Strukturiertheit des Alltags durch Schule und Kita u.v.m. Wenn Kontakte fast ausschließlich über Videocalls gepflegt werden können, bleiben wichtige Erfahrungen auf der Strecke, was für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen einschneidend ist. Hinzu kommen ggf. noch Rahmenbedingungen, die wenig günstig sind, wie beengte Wohnverhältnisse oder psychisch belastete Eltern.
Wie sehr Kinder und Jugendliche unter dem Lockdown leiden, zeigt die „COPSY“-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Fast jedes dritte Kind zeigt demnach ein knappes Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie psychische Auffälligkeiten. Mehr als 70 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 7 und 17 Jahren fühlen sich durch die Corona-Krise seelisch belastet, das Risiko für psychische Auffälligkeiten hat sich fast verdoppelt.
Auch wenn nicht alle Kinder und Jugendlichen betroffen sind und ergriffene Maßnahmen auf Einzelfallentscheidungen beruhen, müssen sich alle Beteiligten auf pandemiebedingt vermehrt auftretende psychische Probleme und deren Folgen bei Kindern und Jugendlichen vorbereiten.
Petitum
1. Der Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten, die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke um die Entsendung eine(r) Referent*in des Universitätsklinikums Eppendorf in den Jugendhilfeausschuss zu ersuchen, um über die Ergebnisse der „COPSY“-Studie zu berichten.
2. Der Bezirksamtsleiter wird gebeten, eine(n) Vertreter*in des jugendpsychatrischen Dienstes (JpD) in den Jugendhilfeausschuss zu entsenden, um über die nach Beginn der Pandemie aufgetretenen psychischen Belastungen und Folgen der COVID 19 Pandemie bei Kindern und Jugendlichen zu informieren.
3. Weiterhin wird der Bezirksamtsleiter gebeten, einen Prozess zu initiieren, der es ermöglicht, die mit der Thematik befassten Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe (insbesondere das Jugendamt, Schulen und KITAs, freie Träger und SAJFs) in die Lage zu versetzen, psychische Folgen der COVID 19 Pandemie zu erkennen und wenn nötig Hilfe anzufordern. Dabei könnten Schritte wie
a) ein koordinierter, regelmäßiger und intensivierter Informationsaustausch zwischen den o.g. beteiligten Institutionen
b) ein Angebot geeigneter Fortbildungen
zielführend wirken und sollen, neben möglichen Erkenntnissen der Referent*innen von UKE und JpD, als mögliche Maßnahmen in Erwägung gezogen werden.
4. Die (Zwischen-) Ergebnisse des Prozesses und das weitere Vorgehen sollen regelmäßig und zeitnah im Jugendhilfeausschuss vorgestellt werden.
5. Zudem soll bis auf Weiteres der ständige Tagesordnungspunkt „Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf Kinder- und Jugendliche im Bezirk“ im Jugendhilfeausschuss aufgenommen werden.
Janina Satzer und SPD-Fraktion