Bevölkerung und Fläche in Eimsbüttel
Kein anderer Hamburger Bezirk ist so dicht besiedelt wie Eimsbüttel . 246.000 Eimsbütteler leben auf 50,1 km²; rund 5.000 Einwohner leben hier durchschnittlich auf einem Quadratkilometer.
Im Nordwesten des Bezirks finden sich mit Schnelsen (9 km²; 27.617 Einwohner;
3.069 E/km²), Niendorf (12,7 km²; 39.960 Einwohner; 3.125 E/km²) und Eidelstedt
(8,7 km²; 30.204 Einwohner; 3.472 E/km²) Stadtteile, die noch größere Grün- und Freiflächen für die Bürgerinnen und Bürger vorhalten. Daran südlich schließen sich mit Stellingen
(5,8 km²; 22.291 Einwohner; 3.843 E/km²) und Lokstedt (4,9 km²; 24.893 Einwohner;
5.080 E/km²) schon stärker bebaute Viertel an, wobei insbesondere in Lokstedt derzeit durch mehrere Bebauungsplanverfahren zusätzlicher Wohnraum geschaffen wird.
Urban und als Wohnstandort beliebt sind das dicht besiedelte Hoheluft-West (0,7 km²; 12.788 Einwohner; 18.268 E/km²) sowie der Stadtteil Eimsbüttel (3,2 km²; 54.702 Einwohner; 17.094 E/km²). Die Stadtteile Rotherbaum (2,9 km²; 16.853 Einwohner; 5.811 E/km²) und Harvestehude (2 km²; 17.049 Einwohner; 8.525 E/km²) sind durch großbürgerliche Villenviertel und mehrstöckige Altbauten geprägt.
Situation im Sportbereich – Ergebnisse parlamentarischer Initiativen und Beratungen
Gerade da Eimsbüttel stärker als andere Bezirke besiedelt ist, besteht ein großer Bedarf an wohnortnahen Erholungsmöglichkeiten und gepflegten Spiel-, Sport- und Aufenthaltsflächen. In den vergangenen Monaten haben sich eine Reihe von Anfragen in den bezirklichen Gremien – so beispielsweise zum Zustand der Eimsbüttler Sportanlagen oder der Frage nach öffentlichen Bolzplätzen – mit den Sport-, Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten in Eimsbüttel befasst, die unter anderem folgende Ergebnisse erbracht haben:
– Bei den Beratungen der Rahmenzuweisungen im SKIS wurde für den Bereich Sport einstimmig festgestellt, dass die Aufteilung der Mittel durch den Bezirk zwar in Ordnung ist, aber eine Erhöhung des Mittelansatzes für dringend erforderlich gehalten wird, um zumindest den Ist-Zustand auf den Sportanlagen zu erhalten.
In Zeiten knapper Mittel, muss der Bezirk Eimsbüttel mit den Akteuren vor Ort innovativ agieren und gemeinsam an Ideen und Lösungen arbeiten, Zustände zu verbessern.
– In der SKIS-Sitzung im September 2008 wurde vom Sportreferenten vorgetragen, dass bei einer im Sommer vorgenommenen Begehung der Eimsbüttler Sportanlagen festgestellt wurde, dass auf allen Sportplätzen Sanierungs- und Verbesserungsbedarfe bestehen. Durch Reihungen wurden zunächst nur die dringend renovierungsbedürftigen Eimsbütteler Anlagen an das Sportamt gemeldet. Nicht alle Maßnahmen werden zeitnah umgesetzt, viele Vereinswünsche können nicht berücksichtigt werden.
– Durch die Rahmenvereinbarung zwischen der ehemaligen Behörde für Bildung und Sport (BBS) und dem Hamburger Sportbund (HSB) sind die Sportvereine aufgefordert, Sportanlagen in Eigenregie zu betreiben. Hierfür sollen die Vereine 50% der Personal- und 90% der Betriebskosten ausgezahlt bekommen. Bis auf den HEBC hat aber noch immer kein Verein eine Anlage im Bezirk übernommen. Offenbar bestehen nach wie vor große Bedenken bei den Vereinen. Unter anderem wurde immer wieder kritisiert, dass die von der Stadt ausbezahlten Beträge aktuelle Teuerungen, beispielsweise bei den Energiekosten, nicht berücksichtigen würden. Auch steuerrechtliche Bedenken werden von den Sportvereinen formuliert.
Zwar wurden mit interessierten Vereinen Gespräche geführt, weitere Vertragsabschlüsse hat es aber noch nicht gegeben. Im Zuge der Übernahmeverhandlungen soll auch der Status Quo der jeweiligen Sportanlagen aufgenommen und dann über die Instandsetzung im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel entschieden werden.
– Eine Anfrage zu den so genannten Bolzplätzen im Bezirk hat ergeben, dass sich derzeit 19 öffentliche Bolzplätze im Bezirk befinden, aber nicht alle Stadtteile ausreichend versorgt sind. Es müsste daher gemeinsam darüber nachgedacht werden, an welchen Standorten weitere Plätze geschaffen werden können.
Aber hierfür stehen keine Mittel zur Verfügung. Nicht einmal dringend sanierungsbedürftige Plätze können überholt werden. So müssten die Anlagen am Niendorfer Burgunderweg und Graf-Anton-Weg vollständig instand gesetzt werden, die Stadtentwicklungsbehörde hat dafür aber keine Haushaltsmittel vorgesehen.
Bedarfsgerechte Angebote für Mädchen und Jungen
Spiel- Sport- und Aufenthaltsangebote müssen auch den unterschiedlichen Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen, Mädchen und Jungen entsprechen.
Da Mädchen und Frauen den turnerischen und gymnastischen Bereich sowie Spiel- und Freizeitsport bevorzugen, sollten zum Beispiel Rollschuh- und Schlittschuhbahnen, Volleyballflächen, etc. berücksichtigt werden.
Nach Untersuchungen des niedersächsischen Frauenministeriums halten sich Mädchen mehr im unmittelbaren Wohnnahbereich auf als Jungen und „bevorzugen möglichst ungestörte geschützte Nischen, Häuschen und Treffpunkte, zum Beispiel im Hauseingang, Hof oder Garten und legen größeren Wert auf nahe gelegene, gut erreichbare Grün- und Spielflächen“ (Untersuchungen der Freiraumplanung ergaben, dass rein quantitativ – zum Beispiel durch flächenintensive Fußball- und Bolzplätze – Männer und Jungen bevorzugt werden, ohne dass gleichzeitig ein entsprechendes Angebot für Frauen und Mädchen zur Verfügung gestellt wird).
Beratung „von außen“
Von der Wuppertaler Forschungsstelle „Kommunale Sportentwicklungsplanung“ werden in Kooperation mit Groß-, Mittel- und Kleinstädten die Folgen des gesellschaftlichen Wandels im Bereich des Sporttreibens und der Sportstättennachfrage bestimmt und angemessene Konsequenzen vorgeschlagen.
Die Forschungsstelle liefert unter anderem empirische Basisdaten, um die Frage zu beantworten, wie viele und welche kommunalen Sportstätten heute und in der näheren Zukunft benötigt werden oder bilanziert Angebot und Nachfrage von Großspielfeldern für den Fußballsport, zum Bedarf an Tennisplätzen, an Turn- und Sporthallen oder auch zum Bedarf an leichtathletischen Anlagen und an Hockeyfeldern.
Die Forschungsstelle ist durch ihre Studien zu der Feststellung gelangt, dass, obwohl die Struktur und die Ausstattung der Kernsportstätten in den letzten Jahrzehnten in hohem Maße
konstant geblieben ist, sich das „Sportpanorama“ drastisch geändert hat. So finden sich heute unter den Top-Ten der am stärksten nachgefragten Sportarten und Bewegungsaktivitäten im Outdoor-Bereich die Radfahrer und Inline-Skater, die Jogger und Walker. Im Indoor-Bereich haben Fitnesstraining und diverse Formen der Gesundheitsgymnastik vordere Ränge erobert, während die „Großen Spiele“ auf dem Rückmarsch sind.
Das selbst organisierte Sporttreiben hat zudem längst größere Ausmaße als das vom Verein organisierte Sport- und Bewegungsangebot erreicht.
In zahlreichen Städten sind zu viele „Kampfbahnen“ und Tennisaußenplätze vorhanden, da die wettkampforientierte Leichtathletik und der Tennissport seit Jahren an Aktiven verlieren. Die Nachfrage nach wohnortnahen kleineren Sporthallen und Bewegungsräumen nimmt dagegen weiter zu.
Auch der demografischen Entwicklung hat Folgen für den Sport: So gehen gerade diejenigen Altersgruppen drastisch zurück, die Hauptnutzer der Sportstätten sind.
Die Ergebnisse der von der Forschungsstelle durchgeführten Studien ergaben zudem, dass
– heute rund 50% der Aktivitäten auf Sportgelegenheiten, also im Park und Wald, auf Straßen und Wegen stattfinden;
– dass im Schnitt ein Viertel der Sport- und Bewegungsaktivitäten außerhalb des Wohnortes stattfinden, während sich drei Viertel in der eigenen Stadt vollziehen.
Sportverhaltensstudien können Einblicke in das städtische Sporttreiben und das lokale Bewegungsverhalten bieten und aufzeigen,
– wie stark das lokale Sporttreiben ausdifferenziert ist;
– welch eine Dynamik bei der Wahl und Abwahl von Sportarten erkennbar ist, deutlich sind Traditionen, aber auch Trends erkennbar;
– wie die Sportstätten und Sportgelegenheiten frequentiert werden;
– welchen Stellenwert der Vereinssport besitzt;
– wo, wie lange, wie oft, wie regelmäßig und bei wem die Einwohnerschaft ihre sportlichen Aktivitäten absolviert.
Eine Planung der Sportstättenentwicklung erfordert die differenzierte Erfassung und Bilanzierung der Sportstätten und der Sportgelegenheiten, also die Turn-, Spiel- und Sporthallen, die Außenspielfelder, die Sondersportstätten und die Bäder. Hinzu kommen die Sportgelegenheiten, also die mit Sportgeräten ausgestatteten Schulhöfe, die gestalteten Spielräume und Grünflächen im urbanen Raum sowie die für Bewegungsaktivitäten geeigneten Naturräume, z.B. Seen und Flüsse sowie Hügel und Berge.
Vor diesem Hintergrund wäre eine Zusammenarbeit mit externen Partnern, die Untersuchungen zum Sport- (Freizeit-) Verhalten und zur Sportstättenentwicklung auch für den Bezirk Eimsbüttel wünschenswert.
Warum Leitprojekt?
Die Entwicklung und Sicherung unserer Freiflächen ist von elementarer Bedeutung, wenn man die Lebensqualität im Bezirk dauerhaft sichern will. Insbesondere um die Bedürfnisse von Kindern und Jugendliche zu befriedigen, bedarf es zeitgemäßer und wohnortnaher Spiel-, Sport- und Aufenthaltsmöglichkeiten.
Anstrengungen müssen dabei interdisziplinär erfolgen, da bei dieser Querschnittsaufgabe unter anderem Stadtplanung, Sozialraummanagement, Jugendamt und Sportreferat gefordert sind. Es geht dabei auch um die Zukunft von Sportvereinen, um die Beteiligung von Schulen und Kitas und um jugend- und familiengerechte Angebote in unseren Stadtteilen.
Das fachübergreifende Thema „Entwicklung von Spiel- und Sport- und Aufenthaltsflächen“ im Bezirk ist geeignet, als eines der Leitprojekte eine zentrale Rolle bei der bezirklichen Entwicklungsplanung einzunehmen. Dabei können auch die nachstehenden, für ein Leitprojekt anzulegenden, Kriterien erfüllt werden:
– Ein Leitprojekt hat entweder eine bezirksweite Bedeutung („Leuchttürme“ im Bezirk) und/oder ist besonders innovativ und hat damit Modellcharakter.
– Ein Leitprojekt muss einem oder mehreren gesamtbezirklichen Zielen zugeordnet werden können.
– Ein Leitprojekt verfolgt einen integrierten, fachübergreifenden Ansatz.
– Ein Leitprojekt ist zeitlich befristet. Der Zeithorizont ist definiert.
– Ein Leitprojekt zeichnet sich dadurch aus, dass es noch nicht verstetigt ist (kein „Normalbetrieb“/ kein „Regelthema“).
– Die Ziele eines Leitprojektes sind definiert und werden in einer Erfolgskontrolle überprüft.
– Die Zuständigkeit bzw. Verantwortlichkeit eines Leitprojektes auf Bezirksebene ist bestimmt.
– Ein Leitprojekt muss umsetzbar sein.
Die Bezirksversammlung möge daher beschließen:
1.) Das Thema „Entwicklung und Sicherung von Spiel- und Sport- und Aufenthaltsflächen“ wird eines der bezirklichen Leitprojekte.
2.) Ein Spiel-, Sport- und Aufenthaltsflächenkataster soll für den Bezirk erstellt werden. Hierin sollen alle Spielplätze, öffentliche Sportplätze, Bolzplätze, alle zum Spielen freigegebenen Grün- sowie weitere Aufenthaltsflächen im Bezirk erfasst, die jeweiligen Zustände beschrieben und die Nutzungsarten sowie Nutzungsfrequenzen im Winter und Sommer dargestellt werden.
3.) In Zusammenarbeit mit den bezirklichen Gremien und mit externer wissenschaftlicher Begleitung soll bis Ende 2010 dargestellt werden,
a. wie sich die Neuorganisationen im Kita- und Schulbereich (z.B. Ganztagsschulen) auf das Freizeitverhalten der Kinder und Jugendliche auswirken (z.B. auf die Beteiligung von Kinder/ Jugendlichen in Sportvereinen/ Jugendorganisationen);
b. welche Kooperationen es zwischen Kitas, Schulen und Sportvereinen es gibt;
c. welche weiteren Trends in den nächsten 10 Jahren im Sportbereich in Eimsbüttel zu erwarten sind;
d. inwieweit Sport-, Spiel- und Aufenthaltsangebote den spezifischen Bedürfnissen von Mädchen und Jungen entsprechen;
e. ob Flächen, die zwar nicht besonders für sportliche Aktivitäten ausgewiesen sind, aber regelmäßig für solche genutzt werden, ihrer jeweiligen Nutzung entsprechend ausgestaltet sind oder wie sie besser angepasst werden könnten;
f.welche Betriebssportgruppen es in Eimsbüttel gibt;
g. welche Bedarfe es bei Berufstätigen und Eltern gibt und inwieweit die vorhandenen Anlagen und Flächen diesen Bedürfnissen gerecht werden;
h. wie die Situation für den Hochschulsport in Eimsbüttel aussieht.
Zudem soll ein Konzept erstellt werden, welches
i. eine Spiel- und Sportflächen-Bedarfsanalyse vornimmt und u.a. untersucht,
• welche Sport- und Spielangebote „zeitgemäß“ sind und inwieweit diese auch wohnortnah ausgeübt werden können;
•welche Bewegungs-/ Aktionsradien Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene haben;
• wo es im Bezirk hohe Anteile von Kindern und Jugendliche gibt und inwieweit an diesen Standorten adäquate Spiel- und Sportangebote vorgehalten und genutzt werden;
j. das Sport- und Bewegungsangebot für Senioren stärkt;
k. betrachtet, wo ggf. neue Sportflächen im Bezirk ausgewiesen werden könnten;
l. darlegt, wie bestehende Spiel- und Sportflächen dauerhaft gesichert und weiterentwickelt werden können;
m. aufzeigt, wie Spiel- und Sportflächen noch besser genutzt werden können (z.B. tagsüber/ in der kälteren Jahreszeit).
4.) Für das Leitprojekt soll mit weiteren Akteuren – z.B. der Uni HH; der Wuppertaler Forschungsstelle Kommunale Sportentwicklungsplanung; dem Freizeitforschungsinstitut – Kontakt aufgenommen und über mögliche Beteiligungsformen gesprochen werden.
Für die SPD-Fraktion
Marc Schemmel