Ein Entwicklungskonzept für Niendorf: Wohnen, Leben, Arbeiten

Sachverhalt

Niendorf hat sich von einem alten Bauerndorf mit Moorlandschaften, Äckern und Wiesen zu einem der größten Wohngebiete Hamburgs entwickelt. Niendorfs Grenze zu Eidelstedt, Stellingen und Lokstedt bildet die Kollau, die in Groß Borstel in die Tarpenbek mündet. Im Osten grenzt Niendorf an den Hamburger Flughafen, eine Lage, die eine hohe Sensibilität für den vom Flughafen ausgehenden Lärm erfordert.

Am ursprünglichen Dorfkern befindet sich mit dem Tibarg heute eine lang gezogene Fußgängerzone mit vielen Geschäften. In Niendorf-Nord findet sich ein weiteres Zentrum, das nun fit für die Zukunft gemacht werden soll.

Am Herzen liegt den Niendorfern – und nicht nur ihnen – die Zukunft des Niendorfer Geheges. Hier wird derzeit ein Gesamtkonzept zur weiteren Entwicklung erarbeitet. Daneben laden viele weitere Grünanlagen zur Naherholung im Stadtteil ein. Wichtig ist es, diese Grünflächen zu erhalten und vor Baubegehrlichkeiten zu schützen.

Ein paar aktuelle Zahlen und Fakten zur Situation in Niendorf:
Auf einer Fläche von 12,7 km² wohnten Ende 2009 39.390 Menschen in Niendorf (1990: 39.497 EinwohnerInnen). Zum Stichtag 31. Dezember 2009 gab es in Niendorf 20.167 Wohnungen (Quelle: Bautätigkeitsstatistik). Der Zuzug nach Niendorf hat sich über die vergangenen 20 Jahre verringert. Zogen 1990 noch 3.337 Bewohnerinnen und Bewohner nach Niendorf, waren es im Jahr 2000 nur noch 2.964 und im Jahr 2009 2.723 Zuzüge.

Lag der mittlere Bodenrichtwert für Mehrfamilienhausgrundstücke in Niendorf Ende 1990 noch bei umgerechnet 198 Euro/m² (entspricht etwa einem Wert von 254 Euro/m² Wohnfläche), liegt der entsprechende Wert heute bei 500 Euro/m², beziehungsweise etwa 641 Euro/m² Wohnfläche. Dies bedeutet einen Preisanstieg von insgesamt 153%.

Der mittlere Bodenrichtwert für Bürohausgrundstücke lag zum 31.12.1990 bei umgerechnet 269 Euro/m². Heute liegt der entsprechende Wert bei 407 Euro/m² – ein Preisanstieg von insgesamt 51%.
Auch für Lager- und Produktionsgrundstücke in Niendorf ist mittlere Bodenrichtwert in den letzten 20 Jahren angestiegen, von umgerechnet 85 auf heute 178 Euro/m², was einen Preisanstieg von insgesamt 109% bedeutet.

Ende August 2010 waren in Niendorf noch 681 Wohnungen mit Belegungsbindung durch
Wohnungsbaugenossenschaften und 151 Wohnungen durch sonstige Eigentümer vermietet (vgl. HBü-Drs. 19/7010).

Im Juni 2009 waren in Niendorf 1.242 ha gem. geltendem Planrecht als Industrie- und Gewerbeflächen (Gewerbefläche: 45,6 ha) ausgewiesen; dies entsprach einem Anteil von 3,7% an der Gesamtfläche.

Als städtische Angebotsflächen in Niendorf standen u.a. fünf Flächen am Vierenkamp/ Garstedter Weg im August 2010 zur Verfügung.

Derzeit laufen Planungen entlang der Kollaustraße weiteres Gewerbe auszuweisen (Niendorf 90, Niendorf 91).

Gemäß Potenzialflächendatenbank für Wohnungsbau und Gewerbe auf städtischen Flächen standen in Niendorf im Jahr 2010 eine Fläche mit 13 Wohneinheiten sowie acht Gewerbeflächen mit einer Fläche von insgesamt 4,4, zur Verfügung.
Für die Zukunft des Stadtteils ist es wichtig, dass es auch künftig ein verträgliches Nebeneinander unterschiedlicher Nutzungen gibt.

D.h.

  • Erhalt und Schutz der Grünbereiche zum Erhalt der Lebensqualität,
  • maßvolle und nachbarschaftsverträgliche Bebauungen und Nachverdichtungen,
  • bezahlbaren Wohnraum vorhalten;
  • Nutzung und Bewerbung bestehender Gewerbegebiete vor Neuausweisung weiterer Flächen,
  • Sicherung und Weiterentwicklung von Sportflächen, Grünanlagen, Kleingärten, Spielplätzen und Freizeitmöglichkeiten im Stadtteil.

Diese Vorgaben sollten Verwaltung und Politik bei allen Vorhaben in Niendorf im Auge behalten. Daher ist es sinnvoll, sich bei einer Gesamtsicht auf den Stadtteil, über künftige Pläne und Entwicklungsmöglichkeiten auszutauschen.

Beschlussvorschlag

Die Verwaltung wird gebeten, bis zum Ende des Jahres 2011/Anfang des Jahres 2012 im Ortsausschuss Lokstedt darzustellen,

  • wie die Niendorfer Grünbereiche ausgewiesen sind und dauerhaft – z.B. gegen Baubegehrlichkeiten – gesichert werden können (welche Maßnahmen sind ggf. erforderlich?);
  • wie sich die Wohnraumsituation in Niendorf darstellt; welche Pläne die in Niendorf tätigen Wohnungsbaugenossenschaften (Fluwog, BGFG, Bauverein der Elbgemeinden, etc.) ggf. für
    die nächsten Jahre haben (Neubau, Nachverdichtung, Wohnraumumwandlungen, etc.);
  • wo aus Sicht der Verwaltung in Niendorf weiterer Wohnungsbau möglich wäre;
  • wie sich die Gewerbe-Situation in Niendorf darstellt (Leerstände, Bedarfe, potentielle Flächen);
  • welche weiteren planrechtlich ausgewiesenen Nutzungen (Sport, Kleingärten, Grün, etc.) es in Niendorf gibt; wie diese gesichert sind; wo es ggf. einer Weiterentwicklung bedarf und welche Bedarfe von Verwaltungsseite für weitere Ausweisungen in Niendorf gesehen werden.

Marc Schemmel und SPD-Fraktion