Niendorf-Nord: Vorschläge zur künftigen Entwicklung

Einleitung:
Kommunalpolitik und Parteien haben sich von Anfang an aktiv am Diskussionsprozess zur Quartiersentwicklung Niendorf-Nord beteiligt. So wurde sich bereits 2007 in verschiedenen Sitzungen über die von den Baugenossenschaften Freier Gewerkschafter (BGFG), FluWog und dem Bauverein der Elbgemeinden (BVE) in Auftrag gegebene und vom Stadtplanungsund Architektenbüro von Frau Prof. Huke-Schubert durchgeführte Untersuchung zur Quartiersentwicklung Niendorf-Nord informiert und ausgetauscht.

Bei Gesprächen, die die SPD-Niendorf seit Anfang des Jahres 2009 mit Anwohnerinnen und Anwohnern, Eigentümern, Wohnungsbaugenossenschaften, der IG Niendorf-Nord und örtlichen Einrichtungen geführt hat, wurden weitere Anregungen und Vorschläge zur Entwicklung des Quartiers Niendorf-Nord diskutiert und aufgegriffen. Gemeinsam mit den Experten „vor Ort“ in ihrem beruflichen oder ehrenamtlichen Umfeld, aber natürlich auch mit den hier lebenden Bürgerinnen und Bürger, wollen wir den Stadtteil und das öffentliche Leben in Niendorf-Nord voranbringen.

Der Ortsausschuss Lokstedt möge zur Weiterleitung an die Bezirksversammlung Eimsbüttel beschließen:
Bei der weiteren Entwicklung des Quartiers Niendorf-Nord sind folgende Punkte besonders zu berücksichtigen:

1. Entwicklung des Wohnquartiers
In Niendorf leben derzeit rund 40.000 Menschen. Der Stadtteil ist seit Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre durch umfangreiche Baumaßnahmen vor allem im Norden gewachsen. Hier sind in dieser Zeit die Wagriersiedlung, die Fluwog-Siedlung sowie Bauten des Bauvereines der Elbgemeinden entstanden.

Diese Wohnungsbaugenossenschaften haben die Initiative zur Entwicklung des Quartiers ins Leben gerufen. Das ist für die Zukunft des Stadtteils ein wichtiger und richtiger Schritt. Niendorf-Nord liegt mitten im Grünen und verfügt über gute Verkehrsverbindungen. Die Nahversorgung ist ausreichend; vor Ort finden sich Schulen, Kitas und viele soziale Einrichtungen. An einigen Stellen zeichnen sich bereits heute Veränderungen ab. So entstehen im Bereich Nordalbingerweg/Moorflagen (Bebauungsplan Niendorf 88) derzeit gerade neue Wohnungen und Geschäfte.

Man lebt gerne in Niendorf-Nord, was daran zu sehen ist, dass die Anzahl der Fortzüge im Vergleich zu anderen Hamburger Stadtteilen sehr gering ist. Niendorf-Nord ist ein „normales Wohnquartier“, das im Vergleich zur Gesamtstadt bisher nicht durch besondere soziale Problemlagen aufgefallen ist. Außergewöhnlich in diesem Gebiet ist allerdings der hohe Anteil von Menschen über 65 Jahren:

Anteil über 65-jährige
Wohnquartier Niendorf-Nord: 31,3%
Niendorf (gesamt): 25,5 % (10.161)
Bezirk Eimsbüttel: 19%
Hamburg: 19%

Durch das von der Baugenossenschaften Freier Gewerkschafter (BGFG), FluWog und Bauverein der Elbgemeinden (BVE) in Auftrag gegebene Quartiersentwicklungskonzept sollen Wege aufgezeigt werden, die Situation in Niendorf-Nord weiter zu verbessern. Die hier vorgesehenen Vorschläge sind auch aus Sicht des Ortsausschusses geeignet, den Wohnstandort dauerhaft zu sichern und weiterzuentwickeln.
Das Quartier soll für ältere Menschen noch angenehmer werden, aber wir brauchen ebenso Vorschläge und Anregungen, um es auch für junge Familien attraktiver zu machen. In Niendorf-Nord sollen sich Jung und Alt wohlfühlen.

Das Angebot für Kinder, Jugendliche und Familien wurde von bezirklicher Seite in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Die Versorgung mit Kitas (Kita Wagrierweg, Kita Wernigeroder Weg, Ev. Kindergärten am Sachsenweg und am Vielohweg) und Schulen (Grundschule Moorflagen mit Regel-, Kombi- und Integrationsklassen, Grund- Haupt- und
Realschule Sachenweg, Gymnasium Ohmoor) in der näheren Umgebung ist gut.

Darüber hinaus gibt es für Kinder und Jugendliche
– das Haus der Jugend am Vielohweg mit seinen Angeboten der offenen Kinder- und Jugendarbeit;
– das Spielhaus Wagrierweg – eine offene Einrichtung für jüngere Kinder;
– das neue Eltern-Kind-Zentrum in der Kita Wagrierweg;
– den Jugendtreffpunkt in der Parkanlage Voßbarg.

Das Kooperations-Projekt Ressourcenaktivierung Niendorf-Nord (ProNieNo) am Rudolf-Klug-Weg, ein Verbund von mehreren Einrichtungen, die im Sozialraum Niendorf-Nord tätig sind, unterstützt Familien und Jugendliche im Stadtteil.

Bei der weiteren Entwicklung des Wohnquartiers sollten folgende Ziele erreicht werden:
1. Es müssen weiterhin bezahlbare Wohnungen mit moderaten Mietpreisen angeboten werden.
2. Die bestehenden Gebäude sollen bei anstehenden Maßnahmen gerade auch unter energetischen Aspekten (Wärmedämmung) saniert werden. Diese Maßnahmen werden durch entsprechende Programme gefördert.
3. Es fehlen vor allem seniorengerechte Wohnungen. Für ältere Bewohnerinnen und Bewohner müssen daher im Quartier barrierefreie und behindertengerechte Wohnungen geschaffen werden. Das kann von der Wohnungsbaukreditanstalt gefördert werden.
4. Nachverdichtungsvorhaben sollen frühzeitig vorgestellt und mit den Akteuren und Betroffenen „vor Ort“ abgestimmt werden. Eine weitere Versiegelung von Flächen soll möglichst vermieden werden.
5. Grünzüge und Freiräume (u.a. an der Kollau, im Voßbarg, im Grootseepark) in Niendorf-Nord müssen erhalten und weiterentwickelt werden.

2. Beratungsangebote „vor Ort“ schaffen
In Niendorf-Nord gibt es eine ganze Reihe von Beratungsangeboten und Treffpunkten.

Die Anwohnerschaft in Niendorf-Nord ist in den letzten Jahren älter geworden. Damit sich die Bewohnerinnen und Bewohner hier weiter wohlfühlen, muss die Politik den sich veränderten Bedürfnissen Rechnung tragen.

Von den 40.600 Niendorfern sind bereits jetzt 25,5% über 65 Jahre alt (65–75 Jahre: 6.700 Menschen; 76–86 Jahre: 2.600 Menschen; 86 und älter: 750 Menschen). Im Bereich Niendorf-Nord liegt dieser Anteil noch höher (31,3%).

Bei einer Betrachtung der Perspektiven für die nächsten 10 Jahre, dürfte die Anzahl der über 76–jährigen erheblich ansteigen. Durch geburtenstarke Jahrgänge wird die Gruppe der über 65-jährigen stark zunehmen.
Darum brauchen wir auch ein Beratungsangebot für ältere Menschen.

Der Ortsausschuss Lokstedt schlägt daher vor,
6. im Bereich Niendorf-Nord ein Beratungs- und Koordinierungszentrum rund um das „Alter“ einzurichten, mit einer unabhängigen Pflegeberatung, bezirklicher Seniorenberatung und Koordination ehrenamtlicher Tätigkeiten. Angedacht werden sollte auch, wie man eine solche Begegnungsstätte zu einem Generationenbegegnungszentrum entwickeln könnte.
7. Verwaltung, Eigentümer und Akteure vor Ort sollen zusammen nach geeigneten und zentral in Niendorf-Nord gelegenen Räumlichkeiten suchen und die Finanzierung einer solchen Begegnungsstätte sicherstellen.

3. Maßnahmen im Umfeld
Auch die Umfeldgestaltung trägt maßgeblich dazu bei, wie wohl sich die Menschen in ihrem Stadtteil fühlen. Für die Menschen hier – genauso wie in anderen Teilen der Stadt – sind Sauberkeit und Sicherheit von zentraler Bedeutung. Neben Verwaltung, Polizei und Politik müssen alle, die im Quartier leben und arbeiten, ihren Beitrag dazu leisten.

Der Ortsausschuss Lokstedt schlägt daher vor:

8. bestehende Wegeverbindungen im Bereich Niendorf-Nord zu überprüfen auf
a. die Erreichbarkeit von Einrichtungen/ Nahversorgungsmöglichkeiten;
b. die Sicherheit/ Einsehbarkeit der Wege/ Beleuchtungssituation;
c. die Sauberkeitssituation.

9. bauliche Maßnahmen zu unternehmen, um die Fußgängerzone und das NNZ stärker als einheitliches EKZ zu präsentieren;
10. darzulegen, inwieweit am Übergang Ernst-Mittelbach-Ring zur Fußgängerpassage dem Fußgänger- und Radverkehr Vorrang eingeräumt werden kann;
11. für aktive (Grün-)Patenschaften zu werben;
12. im Bereich der U-Bahnstation Niendorf-Nord die Sauberkeitssituation zu verbessern.

4. Gewerbe-Entwicklung
Die Nahversorgungsmöglichkeiten in Niendorf-Nord sind gut. Hier bekommt man alle Dinge des täglichen Bedarfs. In Konkurrenz zum Einkaufszentrum Niendorf-Nord sowie den kleinen Einkaufsbereichen an der Kiebitz-Ecke und am „Affenfelsen“ steht der Tibarg mit dem
Tibarg-Center als „Magneten“.

Die Untersuchungen des Stadtplanungs- und Architektenbüro von Frau Prof. Huke-Schubert haben gezeigt, dass kleine Versorgungszentren langfristig kaum tragfähig sind. Aufwertungsmaßnahmen sollten sich daher auf den Bereich des EKZ Niendorf-Nord konzentrieren. Allerdings ist auch die Frage zu beantworten, welche Perspektiven die kleineren Standorten haben und wie die Nahversorgung, insbesondere für ältere Menschen, in diesem Umfeld weiter sichergestellt werden kann.

Derzeit wird im Rahmen des Bebauungsplanes Niendorf 89 zwischen den Straßen Nordalbingerweg, Moorflagen und dem Wagrierweg neue Wohnbebauung geschaffen. Im
südlichen und östlichen Bereich sollen vor allem in den Erdgeschosszonen Läden und Büros entstehen.

Im Rahmen des Förderprogramms „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ hat das Bezirksamt Eimsbüttel einen Antrag auf ein Quartiersmanagement für Niendorf-Nord gestellt (vgl. Bürgerschafts-Drucksache 19/2298).

Aktuell gibt es bereits öffentlich diskutierte Überlegungen, einen Wochenmarkt in Niendorf-Nord einzurichten.

Der Ortsausschuss Lokstedt begrüßt die gemachten Vorschläge zur Weiterentwicklung des Gewerbes in Niendorf-Nord und will sich auch künftig in Zusammenarbeit mit den Anwohnerinnen und Anwohnern, den Genossenschaften, den Einrichtungen vor Ort, der Interessengemeinschaft Niendorf-Nord, der Verwaltung, den Eigentümern, der Handelskammer Hamburg, dem Architekturbüro GbR, für die Erreichung folgender Punkte einsetzen:

13. bei den Hamburger Universitäten anzufragen, inwieweit Unterstützung bei der Erstellung eines Einzelhandelsgutachtens für das EKZ Niendorf-Nord geleistet
werden kann;
14. mit den Eigentümern/ Eigentümergemeinschaften im Bereich des EKZ Niendorf-Nord Kontakt aufzunehmen, um ihnen die vorliegenden Ideen/
Konzepte zur Quartiersentwicklung Niendorf-Nord vorzustellen und die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit zu wecken;
15. bei Leerständen umgehend mit den jeweiligen Eigentümern Kontakt aufzunehmen, um zu erörtern, welche Nutzungen langfristig oder für eine Übergangszeit im Sinne einer positiven Entwicklung für den Standort sinnvoll wären;
16. die Idee der Einführung eines Wochenmarktes in Niendorf-Nord an einem geeigneten Standort (bspw. auf dem P&R-Parkplatz zwischen U-Bahn-Niendorf-Nord und NNZ oder dem Parkplatz vor dem NNZ) zu prüfen;
17. ein Leitbild „Niendorf-Nord“ zu entwickeln, das die Vorzüge des Standortes Niendorf- Nord gegenüber anderen EKZ herausstellt;
18. die Einsetzung eines Quartiersmanagers/ einer Quartiersmanagerin für Niendorf-Nord zu erreichen;
19. über die Anzahl von Festen, Möglichkeiten der Außengastronomie mit Anwohnerinnen und Anwohnern, Eigentümern, Gewerbetreibenden,
Einrichtungen (Kursana, etc.) einvernehmliche Regelungen, insbesondere vor dem Hintergrund des Nachbarschaftsschutzes, aber auch dem Aspekt der Attraktivitätssteigerung des Standortes zu diskutieren;
20. zu erörtern, wie Passage/ Parkplätze besser einsehbar gemacht werden könnten;
21. zusammen mit den am „Affenfelsen“ und der Kiebitz-Ecke ansässigen Gewerbetreibenden
a. über die weitere Entwicklung der jeweiligen Standorte zu diskutieren;
b. auszuloten, welche Gewerbetreibende sich auch eine Zukunft/
Verlagerung im Bereich des EKZ Niendorf-Nord vorstellen können;
c. darzustellen, welche alternativen Nutzungen an den jeweiligen Standorte
vorstellbar sind.

5. Finanzierung von Maßnahmen
Viele der genannten Maßnahmen sind nur umsetzbar, wenn dafür auch Geldmittel zur Verfügung stehen.
Die Verwaltung wird daher gebeten in Erfahrung zu bringen,
22. welche Mittel (von Fachbehörden/ Bezirk) für welche Maßnahmen benötigt werden,
23. welche Haushaltsmittel (von Fachbehörden/ Bezirk) für welche Maßnahmen herangezogen werden könnten.

Letztlich liegt es aber auch an den hier lebenden und arbeitenden Menschen, welchen weiteren Weg der Bereich Niendorf-Nord nimmt. Nur mit ihnen gemeinsam kann das Quartier eine positive Entwicklung nehmen.

24. Die Verwaltung wird aufgefordert in Zusammenarbeit mit den Akteuren (Anwohnerinnen und Anwohnern, Eigentümern, Wohnungsbaugenossenschaften, IG Niendorf-Nord, dem Projekt „Alter schafft Neues – Aktiv im Alter“, der Polizei und örtlichen Einrichtungen) die oben angeführten Punkte (1-23) umzusetzen.
25. Dem OaLo ist über die Umsetzung der Punkte in der ersten Jahreshälfte 2010 zu berichten.

Für die SPD-Fraktion
Marc Schemmel