Schaffung eines Erinnerungsortes an die ehemaligen Kasernen an der Bundesstraße im Rahmen der Bauplanung der Universität Hamburg

Sachverhalt

Krieg und Revolution, Militär- und Polizeigeschichte – die 1869 und 1897 an der Bundesstraße (Nr. 54 und 45) errichteten Kasernen waren immer Bestandteil der deutschen Zeitgeschichte.

Hier wurden die Soldaten des 2.Hanseatischen Infanterie-Regiments 76 untergebracht, nachdem die Militärhoheit der norddeutschen Stadtstaaten 1867 auf das Königreich Preußen übertragen worden war. Die Regimenter wurden 1871/71 im Krieg Preußens gegen Frankreich (1870/71) eingesetzt, im Ersten Weltkrieg 1914 kämpfte das Regiment auf französischem Boden.

Im Zuge der Novemberrevolution 1918 zogen auch hier in Eimsbüttel Arbeiter und Soldaten gemeinsam vor die Kasernen, um inhaftierte Soldaten zu befreien. Der Demonstrationszug wurde aus den Kasernen heraus beschossen – es gab zehn Tote.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Polizeieinheiten in den Kasernen stationiert, darunter das Reserve-Polizeibataillon 101, das im Zweiten Weltkrieg an Massenerschießungen in Polen beteiligt war. Zudem wurden Kriegsgerichte an der Bundesstraße abgehalten und (Todes-) Urteile gefällt.

Ab 1954 fanden Flüchtlinge und Wohnungslose in der Alten Kaserne eine provisorische Unterkunft. Etwa 12.000 Menschen wurden dort bis Anfang 1963 in einem „Durchgangslager“ untergebracht.

In den 1960er und 1970er Jahren wurden die Gebäude nach und nach abgerissen, um der Universität Platz zu machen. Die geschichtliche Bedeutung des Ortes, die Ereignisse und das Leben der beteiligten Menschen sind jedoch bisher kaum erforscht.

Die Projektgruppe Kasernen an der Bundesstraße und die Geschichtswerkstatt Eimsbüttel haben diese Vergangenheit wieder in Erinnerung gerufen an Hand von zahlreichen Fotos und Dokumenten, die als Wanderausstellung derzeit im Bezirksamt gastiert.

Darüber hinaus hat die Projektgruppe angeregt, auf dem Gelände an Bundesstraße und Sedanstraße, auf dem die Universität mit neuen Hörsälen, Bibliothek und Mensa der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften „Zukunft baut“, einen dauerhaften Erinnerungs- und Lern-Ort für Schulen und vertiefende Forschungsprojekte zu schaffen.

 

Anhand beispielsweise von Wandbildern, wechselnden Vitrinen-Ausstellungen oder Fotos im Foyer und in Form von Reliefs und Tafeln an den Kasernen-Mauerresten auf dem Außengelände könnte ein Gedenk-Ort geschaffen werden, der nicht nur erinnert, sondern über Zusammenhänge gesellschaftlichen Geschehens aufklärt und anregt, weitere Nachforschungen zu unternehmen.

Beschlussvorschlag

Die Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten, sich bei der Wissenschaftsbehörde dafür einzusetzen, dass in Kooperation mit den Museen, KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Geschichtswerkstatt Eimsbüttel und Denkmalschutzamt ein Konzept für die Schaffung eines Gedenk- und Lern-Ortes auf dem MIN-Campus entwickelt wird.

Dieses Konzept soll bei der Neubebauung des Campus auf dem Areal an Sedan- und Bundesstraße an geeigneter Stelle eingeplant und umgesetzt werden.

 

Rüdiger Rust, Mechthild Führbaum, Frank Wiedemann und SPD-Fraktion